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Deponie Coesfeld-Höven

Die ehemalige Siedlungsabfalldeponie (Deponieklasse II) des Kreises Coesfeld liegt nördlich der Stadt Coesfeld an der Grenze zur Gemeinde Rosendahl. Die Gemeindegrenze führt dabei durch die Deponie hindurch. Der Standort in einer ehemaligen Ton-Abgrabungsstätte einer Ziegelei, wurde aufgrund der dort vorhandenen Untergrundverhältnisse gewählt. Die in einer ausreichenden Mächtigkeit vorliegende Tonschicht wird als Geologische Barriere (Basisabdichtung) genutzt und verhindert das Austreten von Deponiesickerwasser in das Grundwasser und umgekehrt das Eintreten von Grundwasser in den Deponiekörper. Der Gesamtstandort der Deponie mit den Anlagenteilen der Sickerwasserbehandlungsanlage und dem Blockheizkraftwerk mit Deponiegasmotor ist 18,9 ha groß. Die Ablagerungsfläche hat eine Größe von 15,4 ha. An der höchsten Stelle hat die Deponie eine Mächtigkeit von ca. 25 m, bei einer Tiefe der Tongrube von ca. 5 m.

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1988: Blick auf den Westrand der ehemaligen Tongrube und der heutigen Deponie
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1993: Verfüllung des nördlichen Erweiterungsabschnittes mit qualifizierter Basisabdichtung. 

 

Seit Beginn der Deponierung von Siedlungsabfällen auf der Deponie Coesfeld-Höven in 1965, wurden bis 2003 insgesamt 2,3 Millionen Kubikmeter Abfälle abgelagert. In den Anfängen, vor Einführung der Abfalltrennung, wurden Restmüll, Sperrmüll, Biomüll und Verpackungsabfälle gemeinsam erfasst und deponiert. Das Deponiegas (überwiegend Methan), welches bei der Zersetzung des organischen Anteils aus dem abgelagerten Abfall entsteht, wird über 65 Gasbrunnen aktiv abgesaugt und zu 9 Gassammelstationen geleitet, welche das Deponiegas dann über eine Gasringleitung dem Deponiegasmotor zuführen. Dieser wandelt das Deponiegas über einen Generator in elektrische Energie um, die direkt am Anlagenstandort genutzt wird. 

Auf der Deponiebasis wurde vor Beginn der Deponierung von Abfällen ein flächiges Netz von Sickerwasserleitungen gebaut, die das aus dem Abfall austretende Sickerwasser sammeln und über ein Pumpwerk der anliegenden Sickerwasserbehandlungsanlage zuführen. Nach der Reinigung wird das vorgereinigte Sickerwasser in die Kanalisation zum Abwasserwerk der Stadt Coesfeld abgeleitet.

Drohnenbild Deponie
2019: Blick auf den westlichen Bereich des Deponiekörpers mit kurz zuvor abgeschlossener Baumaßnahme der aeroben in situ Stabilisierung.
Drohnenbild Siwa-Anlage
2019: Bereich der Sickerwasserbehandlungsanlage, des BHKW und der Biogasaufbereitungsanlage.
Drohnenbild Südbereich
2021: Fertiggestellter Abfallumschlagplatz am Südrand der Deponie.

 

Die Deponie Coesfeld-Höven befindet sich seit Ende 2002, dem letzten Ablagerungsjahr, in der sogenannten Stilllegungsphase. Das ist der Zeitraum zwischen der Ablagerungs- und der Nachsorgephase. Nach Ende der Abfallablagerung wurde im Jahr 2003 eine temporäre Oberflächenabdichtung mittels einer 50 – 60 cm dicken Schicht aus bindigem Bodenmaterial erstellt. Diese verhindert das Eintreten von Niederschlagswasser, welches dann als Sickerwasser aufwändig behandelt werden müsste, sowie das Austreten von klimaschädlichen Gasen. In der Stilllegungsphase erfolgen durch die Zersetzung des organischen Anteils im Abfall die letzten Setzungen des Deponiekörpers. Dieser Vorgang kann mehrere Jahre andauern. Für die Deponie Coesfeld-Höven wird nach einem Berechnungsmodel durch ein Ingenieurbüro mit dem Abschluss der Setzungen bis ca. 2026 gerechnet. Nach Abschluss der Setzungen und der Stabilisierung des Deponiekörpers werden die endgültige Oberflächenabdichtung, mit Regelaufbau nach Deponieverordnung erstellt, sowie Rekultivierungsmaßnahmen zur Wiedereingliederung in die Landschaft durchgeführt.  

Nachdem alle notwendigen Sicherungs- und Baumaßnahmen abgeschlossen sind und die Überwachungsbehörde den Abschluss der Stilllegung festgestellt hat, beginnt die Nachsorgephase der Deponie Coesfeld-Höven. Diese Phase ist gekennzeichnet durch den Betrieb und die Wartung noch erforderlicher Deponieeinrichtungen, wie Sickerwasserfassung und –reinigung, Deponierestgaserfassung und –behandlung, sowie eine regelmäßige Überwachung von Grund- und Oberflächenwässern im Einzugsbereich der Deponie. Die Nachsorgephase kann mehrere Jahrzehnte andauern. Wissenschaftliche Prognosen sprechen, je nach Deponiestandort, sogar von weit über 200 Jahren.